Photovoltaik-Vortragsreihe des AK Klimaschutz, der Parents for Future und der Stadt Bad Krozingen
So groß war das Interesse an der Installation einer eigenen PV-Anlage, dass der Ratssaal unter Einhaltung der Abstandsregeln bis auf den letzten erlaubten Platz gefüllt war. Der Referent Claus Menig – ein PV Profi der 1. Stunde ist seit 22 Jahren dabei und hat Höhen und Tiefen des PV-Ausbaus in Deutschland durchgestanden, wie er selbst sagte. Denn nach den unerwarteten Anfangserfolgen der Photovoltaik haben die fossilen Energieversorger alle Lobby-Hebel in Bewegung gesetzt, um den Ausbau dieser Stromgewinnung durch die Sonne auszubremsen. Nun ist der Klimawandel deutlich sichtbar und deshalb musste die Bundesregierung die Bremsen lockern – leider etwas langsam. Der Referent nannte zuerst die Punkte, die es zu beachten gilt und die er Schritt für Schritt in seinem Vortrag abarbeiten wollte.
Grundsatzfragen:
Zuerst muss geklärt werden, ob das Dach geeignet ist (Tragfähigkeit und Ausrichtung) und wie viele Module auf dem Dach Platz haben, wo der Wechselrichter sinnvoll hin passt (denn PV-Panels erzeugen Gleichstrom, das Netz braucht Wechselstrom – die Umwandlung leistet der Wechselrichter), wie die Leitung zwischen beiden geführt werden kann. Natürlich auch, ob der Zählerschrank geeignet ist, also ob ein weiterer Zähler Platz hat. Bei sehr alten schwarzen Zählern kann eine neuer Zählerkasten notwendig werden, der dann natürlich auf die PV Rechnung darf, um möglichst alle Kosten absetzen zu können. Schon zur Klärung all dieser Fragen ist ein Fachmann von Nöten, der ein geeignetes PC-Programm (z.B. PV-Sol oder Get Solar) zur Konfektionierung der Module auf dem Dach hat und die Vorschriften kennt. Dabei geht es um die elektrische Verschaltung der Module (die sog. Strings) und die Sicherungsmaßnahmen wie z.B. dem Überspannungsableiter.
Batteriespeicher Ja oder Nein: Natürlich sollte auch im Gespräch geklärt werden, ob ein Batteriespeicher sinnvoll und wirtschaftlich ist. Mit solchen Speichern kann man schon bis zu 90 % Autarkie erreichen, allerdings sind sie noch teuer und man muss individuell berechnen, ob das wirtschaftlich ist. Die EEG-Einspeisevergütung beträgt für Anlagen bis 10 KWp z. Zeit 8,64 Ct und sinkt monatlich. Übersteigt die Gesamtgröße der Anlage 10 kWp, dann muss man auf den selbst verbrauchten Strom EEG-Umlage bezahlen, „ein Unding!“ Fast so, wie wenn Sie auf ihre im Garten selbst gezogenen Tomaten Mehrwertsteuer bezahlen müssen – die Stromversorger Lobby lässt grüßen. Aber Herr Mehring ließ durchblicken, dass auf Grund einer EU-Verordnung diese Hürde wohl fallen wird und zeigte einen trickreichen Weg auf, jetzt gleich eine größere Anlage zu bauen – z.B. 12 kWp und nur 9,9 kWp sofort ans Netz gehen zu lassen. Nach einem Jahr kann man die Anlage ganz legal erweitern - d.h. die 2 kWp nur anstecken und die Erweiterung mitteilen - ohne die EEG-Umlage auf selbstverbrauchten Strom zahlen zu müssen.
Anmeldung: Der Netzbetreiber (nicht zu verwechseln mit dem Stromanbieter) – in Bad Krozingen ist das bnNETZE - ist zur Vergütung des nach EEG eingespeisten Stroms gesetzlich verpflichtet. Natürlich muss die PV-Anlage angemeldet und genehmigt werden. Dabei und bei weiteren Nachweisen hilft der Installateur (er heißt auch Solateur). Wichtig dabei ist, dass PV-Anlagenbetreiber und Stromanschlusskunde dieselbe Person sind.
Förderung: Verschiedene Stromanbieter und die KfW fördern die Installation, z.B. die Badenova mit 1050 € für PV-Anlagen mit Speicher für Ihre Ökostromkunden, die EWS mit 6 Ct („Sonnencent“) je eingespeiste KWh. Land und Bund fördern private Ladestationen. Dabei gibt es bereits pfiffige Lösungen, die „Wallboxen“ regeln das Laden des E-Autos so, dass möglichst viel PV-Strom dazu verwendet wird.
Finanzamt: Der Betrieb einer PV-Anlage gilt als unternehmerische Tätigkeit und ist somit Umsatzsteuerpflichtig. Dies ist innerhalb eines Monats beim Finanzamt anzuzeigen. Die Anmeldung eines Gewerbes kann dabei sinnvoll sein, ist aber nicht verpflichtend. Herr Mehring zeigte auch für diesen Fall den Weg, zunächst über ein Gewerbe die Mehrwertsteuer erstattet zu bekommen und dann nach 5 Jahren zur Kleinunternehmerregelung überzugehen. Die Anlage kann über 20 Jahre linear abgeschrieben werden oder 20% über die ersten 5 Jahre.
Versicherung: Sinnvoll ist eine PV-Allgefahrenversicherung, es lohnt sich jedoch zu prüfen, ob die Anlage in der bestehenden Gebäudeversicherung günstiger mitversichert werden kann, denn wenn die Module mit dem Dach verschraubt sind, sind sie Teil des Gebäudes.
Ein sehr gelungener Abend – viele Fragen zeigten das große Interesse! Herr Menig wusste in allem Bescheid! Wir vom AK Klimaschutz und von P4F hoffen, dass viele Zuhörer nun auch „zuschlagen“, d.h. eine Anlage installieren. Bad Krozingen kann zum „Solarkurort“ aufsteigen. Das lohnt sich für alle und fürs Klima und die Betreiber sowieso. Herzlichen Dank an die Verwaltung für die aufwendige Organisation und freundliche Durchführung!
Für den Arbeitskreis Klimaschutz
Fritz Merkle